„Windkraft - Chancen und Risiken“ im Foyer der Schurwaldhalle.

Veröffentlicht am 11.03.2013 in Ortsverein

„Wer Wind sät, wird 'Strom' ernten“ hieß das Leitmotiv zum Thema des Abends.

Wer von der atomaren Stromerzeugung weg will, muss über neue Energiequellen nachdenken. Deshalb gab es auch keine grundsätzlichen Bedenken gegen Windräder seitens der zahlreich gekommenen Bürgerinnen und Bürger. Wo aber „gesät“ werden wird, d.h. Windräder erstellt werden sollen, das bewegte die Besucher deutlich. Während für 2012 im Regierungsbezirk Stuttgart 9 Anlagen genehmigt wurden, sollen es bald um die 200 werden. Das sind ca. 8% der für ganz Baden-Württemberg vorgesehenen Windräder. Der Regionalverband ist gefordert, Vorranggebiete bei der Fortschreibung des Flächennutzungsplans auszuweisen, unter anderem auch auf den Höhen des Schurwalds. Der Referent des Abends, Prof. Dr. Wilfried Nobel, Prorektor der Hochschule Nürtingen und Kreisrat, erläuterte wohltuend sachlich und verständlich die komplexen Zusammenhänge der Genehmigungsverfahren zwischen Kommunen, dem Kreis, der Region und dem Land. Jedes dieser genannten Organe ist aufgefordert, Stellung zu nehmen.
Uli Richter, Fraktionsvorsitzender der SPD im Aichwalder Gemeinderat, kurzfristig für den erkrankten Bundestagskandidaten Michael Wechsler eingesprungen, trug dazu die Sichtweise des Gemeinderats vor. Dieser geht beim Thema Mindestabstand zur Bebauung über die gesetzliche Vorgabe von 700 m hinaus und fordert mindestens 1000 m Abstand zu Wohn- und Gewerbeflächen.
Außer dem Reizwort Mindestabstand wurden noch weitere Kriterien diskutiert. Zentrale und weiterführende Fragen kamen vor allem aus der Mitte der Bürgerinitiative „Pro Aichwald“. Moderiert von Kreisrat Michael Neumann kam es zu einer offenen und sachbezogenen Diskussion, z.B. über Schattenwurf, Natur- und Artenschutz, Eiswurf, Lärmpegel und Infra-Schall. Prof. Nobel war es bei seinen Antworten wichtig, dass bei aller Euphorie und gutem Willen zur Windkraft planerische Gründlichkeit und eine gerichtsfähige Überprüfung Vorrang haben müssten. Politisch tragfähige Mehrheiten entstünden heutzutage nur, wenn Information, Kommunikation und Transparenz gewährleistet seien. Das hätte man schließlich aus Stuttgart 21 gelernt.
Maßgeblich sei letztlich nicht allein ein fachliches Urteil. Über Chancen und Risiken entscheide der politische Wille. Den Beweis zu dieser Feststellung lieferte Prof. Nobel gleich dazu: Die Fragen und Einlassungen der Besucher hätten gezeigt, dass diejenigen, die den Ausstieg aus der Kernenergie bejahen und deshalb Befürworter der Windkraft sind, oftmals identisch seien mit denselben Menschen, die sich für den Naturschutz einsetzen würden. Sie trügen also zwei Seelen in derselben Brust. Aus diesem inneren Spannungsverhältnis komme man nur heraus, wenn man bereit sei, bei sich selbst Kompromisse zu schließen. Genau solch tragfähige Kompromisse schließen müssten letztendlich die politischen Gremien als die gewählten Entscheidungsträger. Nur spontan und informell geht nichts.
Zur Frage der für den Schurwald geplanten Windräder-Standorte konnte an diesem Abend noch keine Aussage gemacht werden. Deshalb lud Kerstin Binder, SPD-Vorsitzende und Gemeinderätin, nachdem sie sich für den fairen Verlauf der Veranstaltung bei allen Teilnehmern bedankt hatte, ausdrücklich zur Bürgerversammlung der Gemeindeverwaltung am 15.Mai in die Schurwaldhalle ein. Es ist zu erwarten, dass bis dahin der Verband Region Stuttgart die Vorranggebiete für Windenergie ausgewiesen hat.

 

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