Aktuelle Fragen an und kurze Antworten von Bürgermeister Jarolim

Veröffentlicht am 19.01.2021 in Ortsverein

Am 26.10. war ein Team der Schurwaldklinge zu Besuch im Rathaus und traf dort einen gesprächsbereiten und -offenen Bürgermeister an.

 

Wir haben mit unserem Bürgermeister über Digitalisierung in Aichwald, die Schulstandorte und einen Vollsortimenter gesprochen.

Herr Jarolim hat uns aber auch den aktuellen finanziellen Stand der Kommune erläutert, mit uns über Klimaziele, einen Jugendgemeinderat und seine wichtigsten Ziele gesprochen- Fragen und Antworten dazu findet ihr exklusiv hier!

 

Finanzen 

Wie stehen Sie zur Ideologie der „Schwarzen Null“ in Bezug auf den Haushalt von Aichwald?

„Wichtig für mich ist, dass man mittelfristig einen ausgeglichenen Haushalt hat und kein strukturelles Minus zustande kommt. Dabei sind wichtige Investitionsprojekte aber in keinem Fall ausgeschlossen.“

 

Wie ist denn der aktuelle finanzielle Stand in Aichwald? Und was haben wir durch die Coronakrise zu erwarten?

„Das geplante Minus im Haushalt dieses Jahr beläuft sich auf rund 1,1 Millionen €, die insbesondere durch Abschreibungen zustandekommen. Bedingt durch die Coronakrise werden die Einnahmen um weitere rund 600.000 € bei der Einkommenssteuer zurückgehen, unter andrem aufgrund der Kurzarbeit. Wie das Ergebnis am Ende des Jahres aussehen wird, können wir aber noch nicht verlässlich abschätzen, da wir auch noch mit Corona-bedingten Zuschüssen von Bund und Land rechnen können.“

 

Wie wirken Sie diesem Minus entgegen? 

„Wir haben bereits einige Maßnahmen veranlasst. Unter anderem haben wir die Fassadensanierung des Rathauses verschoben, dadurch sparen wir dieses Jahr rund 200.000 € ein. Außerdem haben wir für alle unseren Kommunalen Einrichtungen die Budgets um 20 Prozent, soweit dies möglich war, reduziert. Ziel dieser Maßnahmen ist, die Corona bedingten Einnahmeausfälle auszugleichen. 

Des Weiteren werden wir uns die Haushaltssituation auch gemeinsame mit dem Gemeinderat anschauen, um unser aktuelles Minus in den kommenden Haushaltsjahren zu lösen.“

 

Wäre eine finanzielle Aufbesserung des Haushalts nicht auch durch die Ansiedlung von weiteren Industriebetrieben möglich?

„Natürlich, jedoch gestaltet sich dies in der aktuellen Zeit besonders schwer. Wir haben gerade erst einen der letzten Bauplätze an ein Unternehmen aus Aichwald verkauft, welches expandieren möchte.“

 

Andere Option: Wie sieht es mit einer Gewerbesteuererhöhung aus?

„Darüber diskutieren wir, auch wenn das natürlich weh tut würde. Jedoch befindet sich Aichwald hier in der Region am unteren Ende bezüglich der Gewerbesteuer-Hebelsätze.“

 

Digitalisierung

In Esslingen hat eine Bürger*Innen-Initative 100.000 € für Laptops an den Esslinger Schulen gesammelt. Auf Nachfrage im Esslinger Rathaus sagte man uns, diese wären ausschließlich für Esslinger Kinder gedacht. 

Was ist mit unseren Aichwalder Kindern, die dort zur Schule gehen? Hat man von der Gemeinde Aichwald  für sie die Stimme erhoben?

„Ich muss ehrlich zugeben, dass wir nicht in den direkten Kontakt mit den Schulen getreten sind - obwohl diese Handhabung fragwürdig und meiner Vorstellung nach auch schwierig umsetzbar ist. Für die Zukunft muss man da auf jeden Fall eine Lösung finden.“

 

Wie denken Sie sind wir hier in Aichwald aufgestellt, wenn es um Digitalisierung in der Grundschule geht?

„Verhältnismäßig gut - das kommt aber auch auf den örtlichen Bereich an.

Die Schule in Schanbach ist mittlerweile auf dem neuesten Stand - dort haben wir in den letzten Jahren 8 Millionen Euro investiert. Bei der Umsetzung im Unterricht bieten wir zwar gern technische Unterstützung an, das Pädagogische überlassen wir aber dann doch den Profis, dem Lehrpersonal.“

 

Wurde in den Haushaltsreden das Thema Digitalisierung eventuell unterschätzt? Es kam nicht vor. Viele Aichwalder*innen werden künftig die Möglichkeit haben müssen, digital zu arbeiten.

„Dass die Anforderungen steigen werden, merken wir - klar. Nur geht das natürlich auch nicht alles von heute auf morgen.“

 

Aber es gibt einen konkreten Digitalisierungs-Plan für Aichwald, dessen Erfüllung der Gemeinderat regelmäßig überwacht?

„Bis 2025 sollen alle Gewerbebetriebe und mindestens 80% der Haushalte Glasfasernetzanschlüsse haben. Das wird gemeinsam mit der Gigabit Region Stuttgart - in der fast alle Kommunen in der Region Stuttgart Mitglied sind - und der Telekom umgesetzt. 

Da wir in Aichwald im Verhältnis zu vielen anderen Kommunen ganz gut dastehen, sind wir auf der Liste der Telekom leider nicht ganz vorne.  

Was das Thema Mobilfunk angeht haben wir in  Aichwald - und gerade im Ortsteil Aichelberg - noch Nachholbedarf um einen flächendeckend Empfang sicherzustellen. Da ist sich auch der Gemeinderat einig. Hauptproblem ist hier der Standort für einen Notwendigen Mobilfunkmasten, den wir aktuell leider noch nicht gefunden haben.“

 

Klimaziele

Nun zum Thema Klimaziele: gibt es einen zugänglichen Plan um unser Umfeld hier zu schützen?

„Das integrierte Klimaschutzkonzept ist auf der Website zu finden. Bei Fragen darf man sich auch immer gern an Herrn Voorwold wenden.“

 

Wie ist denn der Stand der Umsetzung diesbezüglich?

„Unser eigener Gebäudestand ist sehr gut. Für die Bürger*Innen können wir nur Empfehlungen aussprechen und beispielsweise durch kostenlose Energieberatung unterstützen. Im Gemeinderat haben wir beschlossen ab dem 01.01.2021 der neuen Klimaschutzagentur des Landkreises beizutreten.

Zusätzlich haben wir uns Anfang des Jahres dazu entschieden dem Landschaftsverband Esslingen beizutreten.“

 

Schulaußenstellen

Sie haben den Erhalt der Schulaußenstellen Aichelberg und Aichschieß 2018 zu einem Wahlkampfthema gemacht. Stehen Sie immer noch zu Ihrem Wort oder haben sich Ihre Ansichten diesbezüglich geändert?

„Der Erhalt der Schulaußenstellen ist für mich nach wie vor grundsätzlich wünschenswert. Wichtig ist aber die Gesamtbetrachtung, auch die aktuelle Finanzielle Situation muss in der Entscheidung berücksichtigt werden.“

 

Wie und wann wird die Entscheidung zur Aichschießer Schule fallen?

„Die Entscheidung soll erst nach einer Bürgerbeteiligung getroffen werden - jede*r Bürger*in soll gehört worden sein. Wichtig ist mir, dass alle Daten und Fakten der Öffentlichkeit transparent dargestellt werden und so jede*r einzelne seine  Meinung bilden kann.

Erst wenn alle Daten, Fakten und Meinungen auf dem Tisch liegen wird der Gemeinderat eine Entscheidung treffen.“

 

Wir haben uns zu den anfallenden Kostenschätzungen von 1,5 - 2 Millionen ein wenig informiert und haben uns gefragt, wie diese Zahlen zustande kommen. Vielen Bürger*innen erscheinen diese Zahlen unrealistisch hoch.

„Diese Zahlen beruhen auf Erfahrungswerten. Man muss bedenken, dass im Aichschießer Ortskern natürlich auch städtebauliche Aspekte eine wichtige Rolle spielen. Deswegen ist die genannte Kostenschätzung durchaus realistisch.“

 

Bürger*innen stellen sich auch die Frage, ob man eine stetige Zentralisierung von Aichwald in Schanbach anstrebt. Aichschieß will keine Schlafstadt werden. Das gilt sicher auch für die anderen Ortsteile.

„Für mich persönlich kann ich sicher sagen, dass ich keine grundsätzliche Zentralisierung in Schanbach anstrebe. Und ich bin mir sicher, dass auch der Gemeinderat dies ebenfalls so sieht. Für mich gilt auf jeden Fall immer, was ist die beste und richtige Entscheidung für gesamt Aichwald und diese Entscheidung kann im Einzelfall natürlich nicht immer leicht sein.“

 

Vollsortimenter 

Ist der Vollsortimenter noch ein Entwicklungsziel für Aichwald?

„Die Meinungen gehen hierzu in Aichwald sehr auseinander. Ich selbst bin da relativ klar positioniert und denke, dass ein weiteres Angebot für Aichwald gut wäre. Die Kaufkraft aus unserer Gemeinde fließt derzeit zu einem Großteil in die benachbarten Kommunen. Das zeigt, dass hier in Aichwald durchaus noch Potenzial für ein weiteres Angebot hat.  Mir ist hier wichtig, dass wir im Gemeinderat grundsätzlich entscheiden, ob wir dieses Thema angehen wollen oder nicht, da die Umsetzung sicher mehrere Jahre in Anspruch nehmen würde.“

 

Jugendbeteiligung

Wie stehen Sie zum Jugendgemeinderat? Halten Sie das für Aichwald für sinnvoll?

„Grundsätzlich finde ich sowas super! Wichtig ist aber, dass eine solche Institution langfristig aktiv und lebensfähig ist. Das halte ich für schwierig, da viele Aichwalder Jugendliche ihren Lebensmittelpunkt ab einem bestimmten Alter oft nicht mehr nur in Aichwald haben.“ 

 

Inwiefern wäre es Ihnen denn möglich die Jugendlichen da zu unterstützen?

„Ich habe mich mit Kai Pfefferkorn (Leiter des Dominos) bereits abgestimmt, und wir haben einen Förderantrag gestellt. Für die nächsten 2 Jahre soll uns also zum Thema „Jugend in der Politik“ ein Coach zur Seite gestellt werden, der zusammen mit uns  abwägen soll, wie sich speziell bei uns Jugendliche am besten einbringen können.“ 

 

Persönliche Ziele

Was sehen Sie persönlich als Ihr wichtigstes Ziel?

„Rund Um: den Wohlfühlfaktor und die Lebensqualität hier erhalten und ausbauen!

Ich habe Aichwald als eine lebenswerte Gemeinde kennengelernt. Dazu gehören Vereine, sowie Gaststätten in jedem Ortsteil. Das ist eine große Stärke!“

 

Wir bedanken uns an dieser Stelle bei Herrn Jarolim. Im Gespräch hat er immer wieder betont, dass er mit jeder und jedem gerne einen Termin vereinbart oder - in der aktuellen Zeit - ein Telefongespräch führt. Die Tür zum Rathaus steht also offen.

 

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