Stuttgart 21

Veröffentlicht am 23.01.2010 in Ortsverein

„Wir machen es, weil wir wissen, warum wir es wollen!“
Wolfgang Drexler informierte und diskutierte zu „Stuttgart 21“

Man stelle sich vor, die SPD Aichwald lädt zu „Stuttgart 21“ ein und der Saal ist voll!
Darüber konnte sich Aichwalds SPD-Vorsitzende, Kerstin Binder, nur freuen. Obwohl über das Jahrhundert-Projekt entschieden sei, gäbe es noch offene Fragen. Solche zu diskutieren war der Esslinger Landtagsabgeordnete und Landtags-Vizepräsident Wolfgang Drexler nach Aichwald gekommen. Die vielen Fragen aus der Mitte der Zuhörer ließen denn auch auf ein nach wie vor großes Informationsdefizit und großen Diskussionsbedarf schließen. Wolfgang Drexler führt dies darauf zurück, dass nach dem Projektbeschluss vor 17 Jahren die Verantwortlichen(Bund, Land,Stadt Stuttgart und Bahn-AG) es lange Zeit an notwendigen Informationen und an der Einbeziehung der Bevölkerung haben fehlen lassen. Weil aber er, wie die Mehrheit der SPD in Bund und Land - durch Parteitagsbeschlüsse und Wahlaussagen belegt - voll hinter Stuttgart 21 stehe, sei er dem Wunsch des Ministerpräsidenten Oettinger (CDU) nachgekommen, sich ehrenamtlich für das Projekt stark zu machen. Natürlich sei ihm nicht entgangen, dass andere sich nach wie vor vornehm zurückhielten und abtauchten, die eigentlich das Vorhaben in der Öffentlichkeit mit vertreten müssten.
Anhand zentraler Aussagen zur Verkehrspolitik, zu Fragen nach den Kosten des Milliardenprojekts und zu Fragen der damit verbundenen Umweltbelastung verstand es Wolfgang Drexler, „Stuttgart 21“ transparent zu machen. Unter anderem durch den Vergleich mit den Bahnhöfen Wien, Zürich, München und Frankfurt, konnte Drexler zeigen, dass Stuttgart schon jetzt an seine Leistungsgrenze stößt und eine für die Zukunft erforderliche Mobilität blockiert. So oder so müsse etwas getan werden. Sonst würde eine der leistungsstärksten Regionen in Europa im Verkehrsschatten verschwinden. Frankreich mit seinem Ausbau des Hochge-schwindigkeitsnetzes mache es vor und investiere massiv in die Schiene. Die umweltschädlichen Kurz- und Billigflugstrecken Paris - Lyon, Paris – Straßburg, Köln – Paris sind bereits eingestellt. Wer wie die SPD gegen den Flughafenausbau war, kann „Stuttgart 21“ nicht ablehnen. Im Vergleich mit München ist die Region Stuttgart polyzentrisch organisiert. Nach München fährt alles rein, während bei uns die Arbeitsplätze im Großraum Stuttgart gestreut sind. Nur „Stuttgart 21“ lasse ein System der Feinverteilung, sprich Schienen für einen Regionalexpress (Metro-Regio-Express) zu. Regionallinien können verbunden werden, die Leute, die täglich zur Arbeit in der Region fahren, bräuchten nicht an jedem Bahnhof halten. Was die Kosten angehe, so Drexler, sei dank unserer schwäbischen Hartnäckigkeit „Stuttgart 21“ als einziges Großprojekt mit einem Risikofonds ausgestattet worden. Zudem seien die Mittel von der EU, dem Bund und dem Land und der Bahn ausschließlich an dieses Projekt gebunden, könnten daher nicht etwa für Bildung und anderes umgewidmet werden. Das Geld wäre weg; andere Bundesländer würden auf diesen “Schwabenstreich“ nur warten.
Wer eine abgezogene „Verkaufsschau“ erwartet hatte, wurde an diesem Abend enttäuscht, wich doch Drexler Gegenargumenten nicht aus. Jedenfalls, so das Fazit der Besucher und Fragesteller, sind Informationslücken geschlossen worden. Dass darüber hinaus in der Person Wolfgang Drexler ein gradliniger Politiker sichtbar wurde, der sich lieber Prügel abholt, als sich verbiegen zu lassen, war ein nicht zu übersehendes Nebenprodukt dieses Abends. Kerstin Binder bedankte sich für die faire Diskussion und wies auf weitere Informationen auf der SPD-Homepage und im Internet zu „Stuttgart 21“ hin.

 

Jetzt Mitglied werden

Jetzt Mitglied werden